2020

Trëppeltour

Als Auftakt der Clubaktivitäten war dieses Jahr unsere „Trëppeltour“ wieder die erste Gelegenheit, um uns unter Freunden wie- derzusehen. Am Sonntag, dem 9. Februar 2020 hatten sich 49 Neugierige und Bewe- gungshungrige in Pfaffenthal getroffen, um an der von Vorstandsmitglied Guy Rolling organisierten Tour teilzunehmen, bei der wir die Stadt Luxemburg auf eine ungewohnte Weise erkunden sollten. Nach dem obliga- ten Café-Croissant öffneten sich die Tore zur Unterwelt und wir tauchten ein in den Bauch der Stadt. Vor uns tat sich der 900 m lange Aquatunnel auf, der die Unterstadt Pfaffent- hal mit dem Petrusstal verbindet. Entgegen der Erwartungen handelt es sich hier nicht um eine Kasematte der Festungsanlage, son- dern um eine Konstruktion neueren Datums die friedlichen Zwecken dient, und zwar als Kanal, der das Abwasser der Stadtteile Merl, Belair und Cessingen zur Kläranlage in Beg- gen leitet. Der alte Kanal konnte nicht er- neuert werden, und so war dieser Tunnel, der in den Jahren 1961 bis 1963 in den Fels gesprengt wurde, der kürzeste Weg für eine neue Ableitung. Diese Verbindung liegt rund 50 m unter der Stadt und zeigt auf Straßen- schildern an, unter welcher Straße man sich gerade befindet. Besonders beeindruckend ist der Festungsbrunnen der Place d’Armes, durch den man vom Tunnel aus den Blick nach oben richten und das Tageslicht erbli- cken kann.

Die zweite Etappe der Tour galt dann aber den „richtigen“ Gängen unter den Festungs- anlagen. Nach einem kurzen Fußmarsch gelangten wir zur Standseilbahn, mit der wir vom neu geschaffenen Bahnhof Pfaffenthal/ Kirchberg zur Tramhaltestelle am Plateau Kirchberg hochfuhren. Unser Stadtführer hatte auch hier den Schlüssel zur Unterwelt, die sich hinter einer mit einem Gitter abgesi- cherten Treppe auftut. Die allerwenigsten der rund 1.000.000 (!) jährlichen Benutzer der Standseilbahn wissen wohl kaum, dass sich hier der Eingang einer Kasematte befindet, die das frühere Fort Olizy mit dem Fort Nie- der-Grünewald verbindet.

Ist der Aquatunnel mit seinem mehr als 4m breiten und über 3m hohen Querschnitt ein wahrer Riese, der bequem zu Wartungszwe- cken mit einem Fahrzeug zu befahren ist, so ist der Gang, der jetzt vor uns lag, nur so breit und hoch, dass man noch gerade durchpasst, wenn man nicht zu groß ist. Mit Taschen- oder Handylampe und der nötigen Vorsicht ausgerüstet, setzten wir unsere Erkundungs- tour auf unebenem Terrain fort. Das Erleb- nis, uns unter der Tramführung und der vierspurigen Straße durch diese in den rohen Fels gehauenen Kasematte zu bewegen, ließ uns erahnen, wie beschwerlich es in den ver- gangenen Jahrhunderten gewesen sein muss, um die insgesamt über 20 km langen Gänge unter der Stadt anzulegen und dieselbe zu verteidigen. Klaustrophobie wäre in dieser Umgebung kein guter Begleiter gewesen! Nach unserem Ausflug in die Geschichte tauchten wir am anderen Ende des Tunnels zwischen den Bäumen des Grünewaldes wie- der ans Tageslicht auf und setzten unseren Weg überirdisch fort, zurück zur Standseil- bahn und von dort aus zu unseren Fahrzeu- gen.

Diese lehrreiche Tour fand ihren Abschluss im Restaurant Lentze Park in Bartringen, wo wir die Eindrücke der Wanderung durch die Geschichte noch einmal auf uns einwirken und, mit einer deftigen „Choucroute garnie“ gestärkt, in geselligem Beisammensein den Tag ausklingen lassen konnten.

TEXT UND FOTOS Guy M

Rentéestour

Endlich mal wieder eine gemeinsame Ausfahrt!

So hätte das Motto unserer diesjährigen „Rentréestour“ heißen können. Nachdem „Fréijorstour“, „Summertour“ und die Teil- nahme unseres Clubs am Vintage Cars & Bikes in Steinfort, vor allem aber unsere mehrtägige Jubiläumsveranstaltung zum 20-jährigen Clubbestehen, dem Corona- virus zum Opfer gefallen waren und ver- schoben oder komplett abgesagt werden mussten, war unsere Tour am Sonntag dem 6. September 2020 die erste Gelegenheit des Jahres zu einer gemeinsamen Ausfahrt. Von unserem Konzept der Ganztagstour mit Mit- tagessen abweichend, hatte der Vorstand den Startzeitpunkt auf 14 Uhr festgelegt, um der Covid-Problematik beim Restaurantbesuch einer größeren Personengruppe aus dem Weg zu gehen. Die anfängliche Skepsis, ob diese verkürzte Form gut bei den Mitgliedern ankommen würde, war schnell verflogen als die Anmeldungen bei unserer Clubsekretärin Angela Parlanti, die diese Tour organisiert hatte, in gewohnter Zahl eingingen.

Treffpunkt war der Parkplatz auf den Deich- wiesen in Ettelbrück, wo sich 31 Teams mit ihren Fahrzeugen aus 4 Jahrzehnten ein- gefunden hatten. Nach kurzer Erinnerung an die Covid-Regeln und Einweisung in die Fahrt nach Roadbook mit Chinesenzeichen, gab Clubvorsitzender Jean-François Zimmer das Startzeichen und die Kolonne setzte sich in Bewegung Richtung Burscheid. Aus dem geplanten Halt unterhalb der Burgmauern wurde nichts, denn zahlreiche „Vakanz-do- heem-Besucher“ hatten den gesamten Park- platz und den Straßenrand besetzt, sodass wir unverrichteter Dinge wenden und unse- ren Weg fortsetzen mussten. Das spätsom- merliche Wetter war angenehm, der Wolken- vorgang ersparte uns allzu große Hitze und die Sicht auf den Hochstraßen des Öslings bot ungehinderten Blick auf die weite Landschaft.

Mehr Glück als bei der Burscheider Burg hat- ten wir am vorgesehenen Rastplatz auf freier Strecke, wo niemand uns den Platz strei- tig machte und wo wir in kleinen Gruppen die Fahrzeuge der Clubkollegen in Augen- schein nehmen und uns ausgiebig unterhal- ten konnten. Leckerer, von Angela Parlanti selbstgebackener Olivenkuchen und Mine- ralwasser waren eine willkommene Stärkung für die Weiterfahrt. Diese wurde in Mersch durch umfangreiche, erst nach Fertigstellung des Roadbooks begonnene Straßenarbeiten jäh unterbrochen, sodass die Umleitung über Gosseldingen und Lintgen uns etliche zusätz- liche Kilometer bescherte, bevor wir wieder auf der vorgesehenen Strecke weiterfahren konnten, und unseren Ausgangspunkt in Et- telbrück wieder um 17 Uhr erreichten.

Ein letzter kurzer Austausch untereinander, mit der Absicht sich bei der Herbstausfahrt im Oktober wieder zu treffen, beendete die- se zwar kürzer als gewohnte, aber doch sehr schöne Tour unter Freunden.

TEXT UND FOTOS Guy M

Zurück zu den Anfängen

Historische Fahrzeugausstelling im CNVH in Diekirch

Zum 20. Clubjubiläum des Mercedes-Benz Club Luxembourg bot sich die Gelegenheit, eine Ausstellung mit historischen Fahrzeugen der Marke aus Stuttgart im „Conservatoire National de Véhicules Historiques“, dem sogenannten „Automobilmuseum“ in Diekirch, zu organisieren.

Die gemeinnützige Organisation, die sich um den CNVH kümmert, hat ein neues Konzept ausgearbeitet, bei dem die permanent ausge- stellten Fahrzeuge des Museums Platz machen, um eine jeweils 6-mo- natige Ausstellung einer einzigen Marke zu ermöglichen.

Es lag auf der Hand, dass im Automuseum als erste Marke Merce- des-Benz ausgestellt würde. In der Tat ist das Gebäude des Museums die einstige Kutschen- und Fahrzeugwerkstatt von Jean Wagner, der einen engen Kontakt zu Carl Benz führte. De facto war die Werkstatt von Jean Wagner, die er 1871 gründete und die also im kommenden Jahr ihren 150. Geburtstag feiert, die erste Auslandsvertretung von Benz. Die aktuelle Ausstellung hat demnach auch Symbolcharakter, da es zum ersten Mal seit der Schliessung der Niederlassung eine so viel- fältige Sammlung von Mercedes-Benz-Fahrzeugen in diesen Mauern ist.

Daher ist die Verbindung der beiden Geburtstage (150 Jahre Werkstatt, 20 Jahre MBCL) eine einmalige Gelegenheit, die Präsenz der Marke mit dem Stern in Luxemburg zu feiern.
Nachdem das Museum Anfang November 2020 ausgeräumt war, wur- den die Handwerker aktiv und ein der Marke entsprechender Hinter- grund wurde im Museum aufgebaut: Bild- und Filmmaterial aus dem Archiv von Daimler-Benz, historische Aufnahmen der alten Wagenerei aus Diekirch, zur Verfügung gestellt durch die Familie Meris-Wagner, sowie Beleuchtungsmaterial, um die einzelnen Fahrzeuge ins rechte Licht zu setzen.

Im Rahmen der Expo sind 25 Mercedes-Benz Fahrzeuge ausgestellt: Nutzfahrzeuge, Lieferwagen und PKW, von 1885 bis 1990 über ein Jahrhundert umgreifend. Vom Benz Patent Motorwagen über den 300 SL Flügeltürer bis zum Brauerei-Lastwagen ist die Ausstellung denen Fahrzeugen gewidmet, die in den letzten Jahrzehnten auch in der historischen Niederlassung in Diekirch regelmässig verkauft und gewartet wurden.

Besonders hervorzuheben ist, dass die ausgestellten Fahrzeuge aus den Sammlungen der Clubmitglieder des MBCL sowie von befreundeten Liebhabern zur Verfügung gestellt werden. In zahlreichen Vitrinen werden ebenfalls mehrere Hundert Miniaturmodelle der ausgestellten Autos und Lieferwagen in allen Grössen gezeigt. Sie stammen ebenfalls aus einer privaten Sammlung.

TEXT & FOTOS Guy M, FOTOS Paul O

Hierschtour

Man Mercedes dem Charli no

Am Sonntag, 18. Oktober 2020 stand eine Reise in die Vergangenheit der Mobilität in Luxemburg auf dem Programm. Obwohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die großen Eisenbahnlinien, die noch heute das Rückgrat des Schienenverkehrs bilden, das kleine Luxemburg mit der großen Welt verbanden, so verblieben dennoch manche „weisse Flecken“ auf der Landkarte, wo kein systematischer öffentlicher Transport be- stand. Da gleichzeitig der Aufschwung von Industrie und Handel und eine gestiegene Mobilität der Landbevölkerung diesen Man- gel offenbarten, wurde das Schienennetz kurz vor der Jahrhundertwende um 3 Schmalspur- bahnen erweitert, die mit kleinen Dampflo- komotiven betrieben wurden.

Diekirch und Vianden wurden über 14 km von 1889 bis 1950 von „Benni“ verbunden. Die Älteren erinnern sich noch an dessen alte Eisenfachwerkbrücke über die Sauer in Diekirch. Obwohl sie Ende der 60er Jahre schon teilweise baufällig und längst gesperrt war, hinderte das uns als Pensionatsschüler des Gymnasiums nicht daran, so lange darauf herumzuturnen, bis wir verscheucht wurden. Auch der „Jangeli“ ist noch in guter Erinne- rung. Er hatte seinen landläufigen Namen als Hommage an den Felser Abgeordneten und Bürgermeister Jean Knaff bekommen. Von den 4 Strecken, die von dieser Bahn bedient wurden, ist die von Luxemburg nach Remich am bekanntesten. Sie führte über 27 km und war von 1882 bis 1955 in Betrieb.

Als dritter im Bunde galt der „Charli“, der mit 46 km die längste Trasse aufwies und Luxemburg mit Echternach verband. Auch sein Spitzname war von einer Persönlichkeit abgeleitet, nämlich Charles Rischard, dem Generaldirektor des Transportwesens. Da die Topographie der Strecke erhebliche Höhen- unterschiede aufwies und Brücken- sowie Tunnelbauten erforderte, wurde die für die damalige Zeit horrende Summe von 4.120.000 Franken für deren Bau benötigt. Das brachte ihr den Namen „Millioune-Bunn“ ein. Das bekannteste Bauwerk der Trasse, das wohl die wenigsten mit dieser Schmalspurbahn in Verbindung bringen, ist der Pont Adolphe, die „Nei Bréck“, die in der Rekordzeit von 3 Jahren gebaut und 1904 eingeweiht wurde. Auch die Bushaltestelle „Charlis-Gare“ in Luxemburg-Stadt ist jedem ein Begriff, auch wenn die Jüngeren wohl kaum noch den Ursprung dieser Bezeichnung kennen.

Steigender Individualverkehr und Ausbau des Busnetzes in den ersten Nachkriegsjah- ren, gepaart mit den Schwächen der Schmal- spurbahnen bedeuteten das Aus für diese. Immer häufiger wurden die Beschwerden wegen des Qualms, vor allem in den Ort- schaften. Vor allem die schwache Leistung der Lokomotiven, die mit 25 bis 40 Stunden- kilometern fuhren, war nicht mehr zeitgemäß. Allzu oft mussten die Passagiere je nach Zuladung an stärkeren Steigungen aussteigen und schieben. Heißt es doch so treffend in einem bekannten Lied: „de Jangeli fiert den Houwald erop, wier en gutt do uewen op der Hesper Kopp!“

Für den „Charli“, auf dessen Spuren unsere Herbstausfahrt uns führte, war der 12. Juni 1954 auch sein letzter Tag. Clubvorstands- mitglied Erny Kirchen hatte diese Tour orga- nisiert, welche als Ehrerweisung der moder- nen Fortbewegungsmittel an ihre Vorfahren, die altehrwürdigen Dampfbahnen, gelten mag.

Die Ankündigung dieser Tour fand regen Anklang bei den Clubmitgliedern und so fanden sich 32 Fahrzeuge aus den fünfziger bis neunziger Jahre mit ihren Besatzungen am Charli-Bahnhof in Hostert ein. Dieser kleine Bahnhof ist in hervorragendem originalem Zustand und als einer der ganz wenigen Überlebenden seiner Zeit, Startpunkt für zahlreiche Spaziergänger und Fahrradfahrer die den Fahrradweg nutzen, welcher auf der früheren Schienentrasse angelegt wurde.

Es sei nebenbei bemerkt, dass auch die moderne Tram der Stadt Luxemburg, die vielleicht später bis nach Esch-Alzette füh- ren wird, der Tradition der Kosenamen treu bleibt: Aufgrund zahlreicher Vorschläge seitens der RTL-Zuhörer trägt sie – wenn auch nicht offiziell den leicht einprägsamen Namen „Siggi“, der auch als späte ehren- volle Hommage an den Stadtgründer Graf Siegfried von Luxemburg angesehen werden kann.

Nach einer interessanten und gut recher- chierten Einführung in die Geschichte des „Charli“, gab der Organisator das Startzei- chen und die Kolonne folgte der Route des „Charli“. Aus verständlichen Gründen konnten wir dem Schienenverlauf nicht folgen, da der Fahrradweg für Autos tabu ist, doch da die Bahn zum großen Teil parallel zur Straße verlief, entsprach unser Weg doch größtenteils dem Original. Unterwegs begegneten wir manchem steinernen Zeugen aus dieser Zeit, bevor wir am Zielort Echternach ankamen. Am See, wo wir unsere Fahrzeuge bequem abstellen konnten, ergab sich eine gute Gelegenheit, uns mit den Clubkollegen auszutauschen. Da das Wetter mitspielte, und es den ganzen Tag über trocken blieb, mussten wir unsere Köpfe nicht unter Re- genschirmen eng zusammen stecken, und so war es kein Problem, die in Covid-19-Zeiten üblichen Abstandsregeln einzuhalten und in kleinen Gruppen zusammen zu stehen.

Die zweite, kürzere Etappe der Tour führ- te uns nach Junglinster, wo wir noch eine kleine Pause einlegten, bevor sich unsere Gruppe aufteilte. Corona-bedingt konnte das Restaurant, wo das Abendessen geplant war, uns nicht alle aufnehmen, sodass einige Teilnehmer sich verabschiedeten, und die an- deren den Weg nach Scheidgen fortsetzten, wo dieser Tag seinen Abschluss fand.

Auch wenn die Hierschttour neben der Rent- réestour die einzige Ausfahrt mit Fahrzeugen war, die unser Club in diesem Covid-19-Jahr organisieren konnte, so freuten sich die Teil- nehmer aber umso mehr, dass das Clubleben nicht zum Erliegen gekommen ist. Es bleibt zu hoffen, dass in der Saison 2021 etwas Nor- malität zurückkommt, und dass wir wieder mehr zusammen unternehmen können. In dem Sinne hoffen wir, dass wir alle gegen- seitig auf uns aufpassen und gesund bleiben!

TEXT UND FOTOS Guy Muller